Wo ist hier eigentlich die Schule?
Vor einigen Wochen fuhren wir gemeinsam mit anderen Projektmitarbeitern in ein nahegelegenes Dorf (ca. 300 km entfernt), wo ein evangelisches Waisenhaus eröffnet werden sollte. Es ist immer gut zu wissen, wo sich andere Hilfsorganisationen niederlassen und arbeiten. So kann man sich untereinander über die Probleme und Erfolge der Arbeit verständigen sich gegenseitig helfen.
Wir wussten eigentlich gar nichts, ob das Waisenhaus neu errichtet oder nur übernommen wurde, wie viele Kinder dort untergebracht werden sollen und wie viele Helfer wir dort antreffen würden. Verglichen mit unserem Projekt, war dort wirklich noch einiges im Argen. Es gab kaum genügend Betten für alle Kinder, eine Waschgelegenheit im Freien, kein Spielplatz oder ähnliches und was am allerwichtigsten war: keine Schule!
Diese sollte allerdings in den nächsten 2 Monaten pünktlich zu Beginn des Schuljahres fertiggestellt werden, wobei sich die Projektmitarbeiter auch hilfesuchend an uns wenden wollten. Schulbänke und Stühle, Tafel und Bücher, Hefte und Stifte hatten sie bereits aus Spenden organisiert und mitgebracht, doch an uns hatten sie dennoch eine sehr wichtige Bitte: Sie bräuchten jemanden, der für die Schulkinder Schultüten besorgen könne.
Wir fanden, das sei eine wunderbare Idee und sicherlich nicht schwer umzusetzen. Denn auch wenn es in Indien nicht üblich ist, den Schulanfängern Schultüten zu überreichen, und es deshalb schwierig sein würde, überhaupt Schultüten in Indien zu finden, konnten wir uns auf unsere Kreativität und zahlreiche bastelfreudige Hände verlassen. Gleich nach unserer Rückkehr bestellte ich sofort übers Internet ein Schultüte Bastelset, das auch wirklich 2 Wochen später eintraf. Die Rechnung übernahmen freundlicherweise meine Eltern. Hierdurch hatten wir mehrere Vorlagen, wie man am besten eine bzw. 100 Schultüten basteln kann, wofür wir uns das nötige Material aus Papier-, Papp-, und Stoffspenden organisierten.
Pünktlich zum Schuljahresbeginn waren wir fertig und die befüllten Schultüten konnten den Kindern überreicht werden. Es war ein wunderbares Gefühl, mit so wenig Aufwand so viel Freude schenken zu können.